Glutenfrei ist im Trend, mittlerweile findet man in jedem Supermarkt zahlreiche glutenfreie Lebensmittel. Viele Restaurants bieten ebenso glutenfreie Alternativen an. Der Glaube an die gesundheitlichen Vorteile einer glutenfreien Ernährung ist sehr weit verbreitet. Viele Menschen sind fest davon überzeugt, trotz nicht diagnostizierter Zöliakie auf Gluten zu reagieren. Doch nur 1 von 300 Menschen in Mitteleuropa leidet tatsächlich unter einer Zöliakie. Für alle anderen Menschen kann eine glutenfreie Ernährung sogar schädlich sein. Warum das so ist, decken wir für dich in diesem Artikel auf.
Weizenallergie, Zöliakie oder Glutensensibilität?
Experten sind sich mittlerweile einig, dass man zwischen drei gesundheitlichen Umständen, was Gluten und Weizen betrifft, unterscheiden muss. Die Weizenallergie ist eine Nahrungsmittelallergie speziell auf Weizen. Eine Zöliakie hingegen ist eine chronische Erkrankung, die eine sehr strikte glutenfreie Ernährung erfordert. Glutensensibilität hingegen ist eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, die bisher nicht näher definiert ist. In den USA betrifft die reine Weizenallergie rund 1 von 1.000 Menschen, bei Zöliakie sind es 1 von 100 Menschen. Für Glutensensibilität schätzt man die Zahlen ähnlich wie für Zöliakie, sie liegt also wahrscheinlich bei rund 1% der Gesamtbevölkerung.
Bisher konnte man noch nicht herausfinden, wie eine Glutensensibilität zustande kommt und wie sie im Detail funktioniert. Man weiß noch nicht darüber, wie viel Gluten dabei verträglich ist und ob es sich dabei sogar vielleicht um eine reversible Sensibilität des Körpers handelt. Dementsprechend gibt es auch keine konkreten Empfehlungen, die wissenschaftlich belegt sind.
98% der Menschen haben keine Probleme mit Gluten
Fakt ist jedoch, dass der Großteil der Menschen – rund 98% – keine Probleme mit Gluten hat. Es gibt für diese Menschen also keinen Grund, auf Gluten, wie sie in Getreide vorkommen, zu verzichten. Nur weil es einige Menschen mit einer Erdnussallergie gibt, bedeutet das auch nicht dass jeder auf Erdnüsse verzichten sollte. Es gibt bisher außerdem keine wissenschaftliche Belege, die gezeigt haben, dass eine glutenfreie Ernährung für die Gesundheit förderlich ist. Im Gegenteil, Vollkorngetreide ist gesund und enthält viele wichtige Nährstoffe. Es kann sogar nachweislich das Risiko von Diabetes, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Krankheiten und chronischen Krankheiten senken.
Diabetes und Verdauungsprobleme durch eine glutenfreie Ernährung
Wenn man nicht unter einer Zöliakie oder Allergie bzw. Sensibilität gegenüber Gluten leidet, dann risikiert man mit einer glutenfreien Ernährung sogar einen Schaden für die Gesundheit. Eine Studie aus Spanien hat gezeigt, dass bereits ein Monat glutenfreier Ernährung die Darmflora schädigen und das Immunsystem negativ beeinträchtigen kann.
Die American Heart Association weißt sogar darauf hin, dass eine glutenfreie Ernährung aufgrund ihres niedrigen Ballaststoffanteils die Entwicklung von Typ 2 Diabetes begünstigen kann. Umgekehrt hilft eine Ernährung mit höherem Glutenanteil dabei, das Risiko zu senken.
Lebensmittelunverträglichkeitstests sind nicht aussagekräftig
Die Arbeitsgemeinschaft für Zöliakie-Betroffene in Österreich warnt vor nicht aussagekräftigen Lebensmittelunverträglichkeitstests, welche es mittlerweile wie Sand am Meer gibt. Derartige Tests kann man oft online bestellen, zu Hause wird dann ein Test durchgeführt und gegebenenfalls eingeschickt. In den meisten Fällen lässt man die Anwender mit dem Ergebnis alleine. Diese Ergebnisse fallen oft falsch positiv als auch falsch negativ aus und haben somit oft schwerwiegende Folgen für die Gesundheit. Verunsichert durch diese Ergebnisse verzichten viele Menschen dann auf Gluten und denken damit ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun. Eine Zöliakie sollte daher ausschließlich von einem fachkundigen Arzt diagnostiziert werden.
3 Kommentare
Welche Studie aus Spanien bitte?
Die Behauptung, bei einer glutenfreien Ernährungsweise fehlten die Ballaststoffe ist lächerlich. Hingegen möchte ich darauf hinweisen, dass die meisten Menschen, vor allem in Amerika überwiegend raffiniertes Weißmehl essen, dass nun mal frei von Ballaststoffen und Vitaminen ist. Dafür enthält es viel Gluten. Sehr gesund.
Hallo liebe Claudia,
danke für deinen Kommentar! Wir beziehen uns dabei auf diese Studie: “Effects of a gluten-free diet on gut microbiota and immune function in healthy adult human subjects – comment by Jackson”.
Der Artikel soll vor allem aufzeigen, dass sich viele Menschen in ihrer Lebensmittelauswahl einschränken, obwohl das gar nicht notwendig ist. Dass raffiniertes Weißmehl gesund sein soll, haben wir nirgendwo erwähnt. Die American Heart Association hat lediglich darauf hingewiesen, dass in der Regel bei einer glutenfreien Ernährung der Ballaststoffanteil sinkt. Wenn man darauf achtet und sich beispielsweise vegan ernährt dann muss das natürlich nicht der Fall sein.
Lieber Dominik,
danke für Deine Antwort. Ich denke, die American Heart Association würfelt da einfach was zusammen. Wenn man sich glutenfrei ernährt, muss man ja trotzdem was essen. Und das wird in den seltensten Fällen Pappe sein =;o)
Man ersetzt glutenhaltige Getreide durch glutenfreie wie z.B. Buchweizen, Qinoa oder Amaranth. Die sind nicht nur sehr nährstoff- sondern auch ballaststoffreich. Ich habe ja schon in meinem vorigen Post darauf hingewiesen, dass der Großteil der glutenhaltigen Produkte, die verzehrt werden, aus weißen Auszugsmehlen bestehen. Bei dieser Ernährung fehlen garantiert die Ballaststoffe.
Natürlich gibt es auch Menschen, die sich glutenfrei und ungesund ernähren (kein Obst und Gemüse), die könnten tatsächlich gefährdet sein. Das sind die aus der Gluten konsumierenden Gruppe bei gleichem Lebensstil aber auch.