Es gibt kaum eine Verhütungsmethode die missverstandener wird als natürliche Familienplanung, kurz NFP genannt. Sicher kennst du selbst Geschichten dazu. Kaum wird NFP angesprochen, weiß irgendjemand einen Fall von ungewollter Schwangerschaft zu erzählen. Dabei musst du jedoch wissen, dass es nicht die eine Methode zur natürlichen Familienplanung gibt. Dieser Name ist nicht geschützt und kann für sämtliche Methoden verwendet werden, die ohne Hilfsmittel auskommen und in irgendeiner Form den weiblichen Zyklus beobachten. Eine der sicheren ist die Sensiplan Methode. Wie sie funktioniert und sich von den unsicheren Methoden unterscheidet, habe ich für dich zusammengefasst.
Was ist natürliche Familienplanung?
Wie schon erwähnt, gibt es nicht die eine Methode zur natürlichen Familienplanung. NFP bedeutet lediglich, dass du durch Beobachtung deines Zyklus deine fruchtbaren Tage eingrenzt. Also völlig hormonfrei. So kannst du zum Beispiel nach der Kalendermethode verhüten, die einfach auf einer Berechnung basiert. Diese ist jedoch sehr fehleranfällig, da der Eisprung nicht bei jeder Frau genau in der Mitte des Monats stattfindet. Hast du also einen frühen Eisprung und eine sehr lange Phase zwischen Eisprung und Periode, kann es sein, dass du schon fruchtbar bist, die Berechnung dir aber anderes verspricht. Umgekehrt passiert dasselbe, wenn dein Eisprung sehr spät eintritt. Dabei kann die Berechnung bereits freie Fahrt geben, ohne dass dein Eisprung schon stattgefunden hat.
Auch die Temperaturmethode und die Billings-Methode zählen zu NFP. Beide sind für sich alleine gestellt jedoch ebenfalls nicht sicher. So kann es bei der Temperaturmethode zu Messfehlern kommen. Unruhiger Schlaf oder andere Störfaktoren, die deine Körpertemperatur verändern können, führen eventuell zu einer falschen Zyklusauswertung. Du beobachtest zur Absicherung kein weiteres Körpersignal, das auf den Eisprung hindeutet. Das gleiche trifft auf die Billingsmethode zu. Diese beobachtet den Zervixschleim während deines Zyklus. Zum Eisprung hin hat der Schleim, den deine Gebärmutter produziert, die beste Qualität. Dieser hilft den Spermien dabei, den Weg in die Gebärmutter zu absolvieren. Ist der Schleimhöhepunkt vorbei, giltst du laut der Methode als unfruchtbar. Jedoch erfordert das Erlernen des Schleimmusters viel Erfahrung. Zusätzlich gibt es Frauen, die während eines Zyklus mehrere Schleimhöhepunkte dokumentieren können. Auch hier siehst du, dass ohne einen weiteren Faktor eine Abgrenzung zwischen fruchtbaren und unfruchtbaren Tagen sehr riskant ist.
Die Sensiplan Methode
Seit 1981 arbeitet die Sensiplan Gruppe bereits an einer sicheren Alternativen zu den oben genannten Methoden. Seit 1991 entwickeln sie die Methode unter dem Dach der Malteser Gesundheitsförderung und Prävention. Im Jahr 2009 wurde die Methode Sensiplan als Trademark eingetragen. Erlernen kann man die Methode mithilfe von ausgebildeten NFP Beraterinnen oder mit dem Handbuch der NFP Arbeitsgruppe, dem Buch “Natürlich & Sicher”.
So funktioniert NFP nach Sensiplan
Bei Sensiplan handelt es sich um eine symptothermale Verhütungsmethode. Das heißt, sie basiert auf der Auswertung von zwei oder mehreren Anzeichen, die auf einen Eisprung hindeuten. Eins vorweg: der Eisprung kann nie auf einen Tag genau bestimmt werden. Jedoch kann er mit der Sensiplan Methode auf wenige Tage eingeschränkt werden. In Kombination mit der fruchtbaren Phase vor dem Eisprung kann so sicher verhütet werden.
Sensiplan beobachtet hierbei zwei oder alle der folgenden Anzeichen:
- die Körpertemperatur
- den Zervixschleim
- den Muttermund
Zur sicheren Verhütung kann zwischen Temperatur- und Schleimauswertung, Temperatur- und Muttermundauswertung und allen drei Symptomen gemeinsam ausgewählt werden.
Das klingt vielleicht auf den ersten Blick richtig kompliziert. Sobald du jedoch das Buch der Arbeitsgruppe gelesen und ein paar Zyklen geübt hast, wird es dir sehr einfach von der Hand gehen. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung und habe anfangs auch nur Bahnhof verstanden. Zur Dokumentation deiner Körpertemperatur benötigst du ein Basalthermometer. Dieses misst auf zwei Nachkommastellen genau. Nachdem du aufwachst und noch bevor du aufstehst misst du deine Körpertemperatur. Das dauert nur wenige Minuten. Deinen Zyklusschleim oder deinen Muttermund kannst du über den Tag verteilt kontrollieren. Am einfachsten klappt das vor einem Toilettengang. Du brauchst dafür also keine zusätzliche Zeit untertags einplanen.
Die genauen Regeln für die Auswertung deiner Symptome liest du am besten im Buch nach. Eine Auswahl an Thermometern und anderen Hilfsmitteln findest du auf der Website der NFP Arbeitsgruppe.
Sensiplan für alle Lebensabschnitte
Für die Sensiplan Methode brauchst du wahrlich keinen perfekten Alltag. Frauen in Schichtarbeit betreiben sie genauso erfolgreich wie junge Mütter mit wenig Schlaf. Du findest in der Methode außerdem besondere Regeln, wie du diese auch während der Stillzeit, in den Wechseljahren und nach dem Absetzen von hormonfreier Verhütung anwenden kannst. Außerdem kannst du natürlich den Spieß auch umdrehen, und mit NFP eine Schwangerschaft planen. Du lernst deinen Körper und deine fruchtbare Zeit so gut kennen, dass schwanger zu werden deutlich leichter gelingt.
Sicherheit der Methode
Die von Sensiplan in Auftrag gegebene Studie an den Universitäten Düsseldorf und Heidelberg haben eine Sicherheit von 99,6% ergeben. Das entspricht einem Pearl Index von 0,4. Somit ist die NFP Methode Sensiplan gleich sicher wie zum Beispiel die Pille. Bei diesen Studien wurden 7.866 Zyklen ausgewertet, in denen nur 3 ungewollte Schwangerschaften auftraten. Voraussetzung für die Sicherheit der Methode ist natürlich zunächst einmal gute Kenntnisse zu Sensiplan. Außerdem musst du dich genau an die Regeln halten. Wenn du in der fruchtbaren Zeit mit Barrieremethoden wie etwa Kondomen oder einem Diaphragma verhütest, spielt deren Anwendungssicherheit natürlich auch in die Sicherheit von NFP ein.
Die myNFP App
Um deine Zyklusauswertung zu dokumentieren, kannst du natürlich ganz klassisch zu Stift und Papier greifen. Ein entsprechendes Zyklusblatt zum Download findest du hier. Wenn du jedoch deine Daten lieber elektronisch verwaltest, kannst du auf die myNFP App zurückgreifen. Diese ist sowohl in der Desktopversion als auch als Smartphone App für alle gängigen Betriebssysteme verfügbar. Auch wenn es unzählige Apps gibt, die es dir ermöglichen deine Daten einzutragen, empfehle ich dir, auf das Original zurückzugreifen. Damit unterstützt du nicht nur die tolle Arbeit der Arbeitsgruppe NFP sondern hast auch zur Kontrolle deiner Zyklusauswertung die Möglichkeit, die App auch für dich auswerten zu lassen. Vor allem zu Beginn gibt das mehr Sicherheit, ob du Erlerntes auch richtig umsetzen kannst.